Im Gegensatz zu der in den 80er und 90er Jahren des vergangenen
Jahrhunderts praktizierten naturnahen Umgestaltung, bei der oft längere
Gewässerstrecken vollständig überplant wurden, werden die
strukturverbessernden Maßnahmen punktuell durchgeführt. Sie sollen
gleichzeitig die Eigendynamik anregen und somit eine den örtlichen
Gegebenheiten angepasste Weiterentwicklung initiieren.
Dazu ist es erforderlich, dass ein möglichst breiter
Uferrandstreifen zur Verfügung steht, so dass Raum z.B. für
Uferabbrüche oder Gehölzentwicklung zur Verfügung steht.
Das Büro BBS plant zusammen mit Wasserbauingenieuren unter
Berücksichtigung des Gewässerleitbildes strukturverbessernde
Maßnahmen an verschiedenen Fließgewässern. Darunter sind kleine
Bäche wie die Grinau oberhalb von Groß Schenkenberg, aber auch Flüsse
wie die Stör unterhalb von Neumünster. Bei der Durchführung der
Baumaßnahmen unterstützen wir die ausführenden Firmen vor Ort.
Beispiele für strukturverbessernde Initialmaßnahmen
- Kiesschwellen mit Verschwenkung
Die Kiesschwellen liegen auf der Sohle und werden an den Ufern in
die Böschung eingebaut. Sie sollen die Strömung ablenken und durch
Einengung der Gewässerbreite den Wasserspiegel anheben. Der Verlauf
wird seitlich verschwenkt, damit sich langfristig unterhalb durch
Uferabbrüche weitere Laufverlagerungen bilden können. Dies erfolgt
durch Entnahme von Boden im Prallhangbereich und Aufschüttung am
Gleithang. Dadurch wird die Gesamtentwicklung beschleunigt, der
Gleithang zusätzlich gesichert und der Feststoffeintrag vermindert.
An der Stör konnte das zur Herstellung der Schwellen notwendige
Substrat überwiegend aus der Entnahme der vorhandenen Böschungssicherung
gewonnen werden. Die Böschungssicherung wurde unterhalb der Schwellen
auf einer Länge von etwa 50 m beidseitig entnommen, um die
eigendynamischen Prozesse nicht zu beeinträchtigen. Das steinige
Substrat aus der Böschungssicherung wurde durch Kies der Körnungen 4 – 8 mm,
8 – 16 mm, 16 – 32 mm und 32 – 64 mm
ergänzt.
- Totholzbuhnen
Totholzbuhnen werden aus Baumstämmen hergestellt und quer zur
Strömung eingebaut. Sie sind auf der Gleithangseite höher als in der
Gewässermitte. Der Einbauwinkel beträgt ca. 45-50°. Die Stämme sind
etwa eine halbe Gewässerbreite lang und haben je nach Gewässergröße
einen Durchmesser von 30 bis 50 cm. Das Totholz wird etwa 2 - 4 m
in das Ufer eingebunden und mit Pfählen und Stahlseilen gesichert. Die
Buhnen laufen stromab möglichst lang und flach aus, damit die Wirkung möglichst
weit reicht. Falls eine Böschungssicherung vorhanden ist, wird diese
unterhalb der Buhnen auf einer Länge von etwa 25 m beidseitig
entfernt.
- Kiesdepots
Das punktuelle Einbringen von Kiesdepots ist eine relativ
einfache und wenig aufwendige Initialmaßnahme. Die Lage kann vor
Ort bestimmt werden. Das hierfür eingesetzte Substrat hat die Körnung 4 – 64 mm.
Es soll sich im Lauf der Zeit entsprechend der Strömungsverhältnisse
auf der Gewässersohle verteilen und dort das natürlicherweise
vorhandene Hartsubstrat durch Bildung von Kiesbänken ergänzen.
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Pfahlbuhnendreiecke
Pfahlbuhnendreiecke werden aus Eichenspaltpfählen gebildet, die im
Abstand von etwa 50 cm in Form eines gleichseitigen Dreiecks eingebracht
werden. Sie ragen etwa 1/3 bis 1/2 der Bachbreite in das Gewässer
hinein. Die Pfähle sollten bei Mittelwasser deutlich erkennbar sein, um
Wassersportler nicht zu gefährden.
Im Bereich der Pfahlbuhnendreiecke ist die Strömung vermindert oder
drehend, so entstehen Auskolkungen der Böschung und in der Folge
Sedimentverlagerungen. Der Stromstrich wird an die gegenüberliegende
Bachseite umgelenkt, so dass sich dort ein Prallhang bildet und die
Sohlstruktur verändert wird. Zwischen den Pfählen setzt sich Treibsel
fest, was die Strömungen um und neben den Dreiecken weiter verändert.
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