Unter der biologischen Durchgängigkeit versteht man die Durchwanderbarkeit von Fließgewässern bachauf- und -abwärts. Diese ist heute in vielen Fällen aufgrund von Querbauwerken und Verrohrungen nicht mehr gegeben.
Aufgrund der Nutzungsansprüche des Menschen wurden die meisten Fließgewässer im letzten Jahrhundert naturfern ausgebaut und begradigt, stellenweise durch Wehre gestaut, das Gefälle durch Sohlabstürze aufgefangen, Bachstrecken verrohrt. Ein Passieren,
insbesondere bachaufwärts, ist an diesen Stellen nicht mehr möglich.
Viele Gewässerorganismen, insbesondere Fische, werden durch die Bauwerke in ihren klein- oder großräumigen Wanderungen im Gewässersystem behindert. Dies betrifft nicht nur vom Meer aufsteigende Langstreckenwanderer wie Lachs, Meerforelle, Nordseeschnäpel, Fluss- und Meerneunaugen, sondern auch nur in einem Gewässerabschnitt lebende Arten, deren Teilpopulationen so voneinander getrennt sind.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Querbauwerke für Fische und Makrozoobenthos wieder durchgängig zu machen. Welche für den jeweiligen Fall die beste ist, hängt von den Rahmenbedingungen ab. Idealerweise wird der Sohlabsturz vollständig oder teilweise durch eine Sohlgleite ersetzt. Falls eine vorhandene Wehranlage erhalten werden muss, kann die Durchgängigkeit durch ein Umgehungsgerinne, einen Borstenfischpass oder einen Mäander®-Fischpass
hergestellt werden. Ein Borstenfischpass wird auch parallel zu einer Sohlgleite angelegt, wenn für Kanuten eine Passage geschaffen werden soll. Ein Mäander®-Fischpass benötigt sehr wenig Platz und ist somit ideal, wenn wenig Fläche zur Verfügung steht.
Das Büro BBS begleitet Planungen zur Wiederherstellung der Durchgängigkeit über Ermittlung der Anforderungen der Referenzbiozönose an Strömungsgeschwindigkeit und Wasserstände, Variantenprüfung, Optimierung der Planung, Erstellen eines LBP bis hin zur biologischen Begleitung der Baumaßnahme.
Beispiele aus unserer Praxis
1. Pfeifenbring-Absturz in der Eider bei Hammer
An der Eider sollte die Durchgängigkeit im Bereich des Pfeifenbring-Absturzes bei Hammer (Kiel) wieder hergestellt werden.
Die folgenden Bilder zeigen die Eider vor Durchführung der Maßnahmen:
Nach Betrachtung verschiedener Varianten wurde, wie in dem folgenden Lageplan dargestellt, eine Kombination aus Sohlgleite und Furt-Kolk-Sequenzen ausgewählt.
Im Bereich des vorhandenen Gewässerprofils wurde eine in mehrere Abschnitte geteilte Sohlgleite mit einer Länge von etwa 200 m und einem Gefälle von 1:100 errichtet. Zwischen den Abschnitten befinden sich flache als Furten ausgebildete Bereiche und tiefere Kolke. Durch die Verwendung von Störsteinen wird die Fließgeschwindigkeit reduziert.
Eine Niedrigwasserrinne gewährleistet eine ausreichende Wasserführung
auch bei sehr geringen Wasserständen.
Die folgenden Fotos zeigen die Eider direkt nach Durchführung
der Maßnahme im September 2010:
2. Aalwehr in der Schwentine (Plön-Spitzenort)
Das Aalwehr in der Schwentine in Plön-Spitzenort bedeutete nicht nur ein Wanderhindernis für Gewässerorganismen sondern auch für Kanuten. Das Umtragen erfolgte hier mühsam mittels einer alten Lore auf Schienen. Die Durchgängigkeit wurde in einer 100 m langen Gefällestrecke wiederhergestellt. Parallel zu der Sohlgleite wurde 2,40 m breiter Borstenpass angelegt, der sowohl für Fische als auch für Kanuten passierbar ist.
Das folgende Bild auf der linken Seite zeigt das hier ursprünglich vorhandene Aalwehr mit der
Lore zum Transport der Boote. Heute steigen die Wasserwanderer, wie auf dem rechten Bild zu sehen, an einem breiten Schwimmsteg aus und treideln ihr Kanu bachaufwärts. Die Fahrt in Fließrichtung kann bei ausreichend Wasserstand auch im Boot zurückgelegt werden.
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