Sanierung
des Werksgeländes der ehemaligen Metallhütte in Lübeck-Herrenwyk -
Teilprojekt "Umgestaltung des Traveufers"
Auf dem
Werksgelände der ehemaligen Metallhütte in Lübeck-Herrenwyk wurde
über 80 Jahre lang vor allem Koks aus Kohle und Eisen aus Eisenerz
gewonnen. Der hohe Anfall von Nebenprodukten brachte den Bau zahlreicher
weiterverarbeitender Betriebe mit sich, wie z.B. eine Teerdestillation,
eine Schlackensteinfabrik, eine Sinteranlage, eine Betonwarenfabrik,
eine Zementfabrik, eine Benzolfabrik und eine Eisenpulveranlage. Nach
dem Konkurs 1990 hinterließ der Betreiber eine stark mit Schadstoffen
belastete Fläche, die die schwerwiegendste Altlast Schleswig-Holsteins
darstellte. Eine Dekontamination sämtlicher auf dem Gelände
vorhandener Schadstoffpotentiale war aufgrund der Größe der Fläche
nicht möglich. Die aufwändige Reinigung von Böden musste sich
auf einige wenige Flächen beschränken, bei denen eine Verlagerung der Schadstoffe in
andere Bodenschichten oder ins Wasser durch andere Maßnahmen nicht zu
verhindern gewesen wäre. In allen
anderen Bereiche wurde durch Einkapselung der Altlast ein
Weitertransport der Schadstoffe in das Grundwasser, in umgebende Bodenflächen
und in die Oberflächengewässer unterbunden.
Dies war um
so wichtiger, als sich die Altlast im dicht besiedelten Lübecker Raum
befindet und Schutzgebiete für Tiere und Pflanzen von europaweiter Bedeutung (FFH-Gebiet Traveförde,
EU-Vogelschutzgebiet
Dummersdorfer Ufer) direkt angrenzen.

Vogelschutzgebiet
Dummersdorfer Ufer und FFH-Gebiet Trave vom Metallhüttengelände aus
gesehen.
Umgestaltung
des Traveufers
Eine
besondere Herausforderung stellte dabei die Umgestaltung des Traveufers
dar. Für dieses Teilprojekt haben wir die Umweltverträglichkeitsstudie
und den Landschaftspflegerischen Begleitplan erstellt und die
planfestgestellten Maßnahmen biologisch begleitet.
Im Bereich
des Traveufers wurden über Jahrzehnte Produktionsrückstände wie
Schlacken, Teer, Koks, Hüttensanden und Gichtgasstäube
auf verschiedenen Halden abgelagert. Hier befanden sich auch sogenannte
Teerölseen, ursprünglich flüssig-pastöse und somit mobile Auffüllungen,
die durch "Abbrennen" eingedickt und teilweise durch Überschüttung
aus Bauschutt, Schlacke und Boden stabilisiert wurden. In zwei
Schlammbecken wurden Gichtgasschlämme sowie Ablaugen der Kupferhütte
und später der Klärschlamm aus der biologischen Kläranlage
eingeleitet. Im Bereich der Hochofenschlackenkippstelle wurde die noch
heiße Hochofenschlacke an das Traveufer gebracht und abgekippt. Die
Schlacken wurden anschließend gebrochen und in der Zementfabrik
wiederverwertet oder als Schottermaterial für den Straßenbau
vermarktet. Die Ablagerungen am Traveufer waren so mächtig, dass
dadurch eine ehemalige Travebucht verfüllt und die frühere Uferlinie
der Trave um ca. 200 m nach Südosten verschoben worden war. Da die Fläche
einige Jahre brach lag, hatte sich hier bereits Trockenrasen und
thermophile Staudenfluren gebildet sowie die ersten Gehölze angesiedelt,
im Uferbereich der Trave Röhrichte entwickelt.
Zur
Sicherung der Trave vor dem Eintrag von Schadstoffen aus dem
Metallhüttengelände wurde auf einer Länge von ca. 1.350 m eine neue
Uferlinie mit einem flacheren Profil hergestellt. Für die Umgestaltung
des Traveufers wurde eine Vorschüttung aus Füllboden in die Trave
eingebracht. In dieser Vorschüttung wurde eine Dichtwand errichtet, die
den Austritt von kontaminiertem Grundwasser und Boden vom Metallhüttengelände
in die Trave unterbindet. Da die Vorschüttung gleichzeitig eine
Sicherungsfunktion für die Dichtwand hat, wurde sie mit einem Deckwerk
aus Wasserbauschüttsteinen überdeckt.
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